1050 Jahre Zeitz "Der Umzug" mit MEDIENDESIGN Franko Hartig

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So schön war der erste Mai in meiner Kindheit.

Es war zu einer Zeit, da herrschte in dem Land tiefster und finsterster Kommunismus. Dieses System erlaubte keine Widersacher und benahm sich gegenüber realistisch denkenden Menschen, wie die heilige Inquisition des Mittelalters. Der Personenkult um die Ideologischen Vorreiter dieser Diktatur kannte weder die Grenzen des Geschmackes, noch war der Machtelite etwas heilig, außer Marx, Engels und Lenin. Diese drei Herrschaften wurden mit Statuen und Bildern, Liedgut und Gedenkfeiern, in Sakraler Verehrung zu Göttern stilisiert.

Einer der höchsten Feiertage dieser “Sekte” war der 1.Mai. Als eigentlicher Tag der Arbeit eingeführt, missbrauchten die DDR-Kommunisten diesen Tag, als ihren Feiertag. In langen Prozessionen unter dem hallenden Ruf aus Lautsprechern die überall aufgestellt wurden, lobhudelte die SED ihren eigenen Reihen. In entsetzlichen Ankündigungen die wie aus einer Zeit zu stammen schienen, die man als die finsterste Deutsche Epoche kennt, marschierten Arbeiter, die man fürs marschieren auch noch bezahlte, denn sonst hätte sich wohl nur eine Hand voll Leute gefunden dieses Premborium mit zumachen, Fahnen schwingend an der so genannten Ehren-Tribüne in der heutigen Schützenstraße vorbei.
“ …und jetzt kommen unsere tapferen Genossen von der Kampfgruppe des Stahlwerkes Roter Stern! Sie leben hoch, sie leben hoch, sie leben hoch!
Zu Ehren des Genossen Erich Honeckers tragen sie sein Bildnis, das sie selbst, in nur einer einzigen Sonderschicht letzten Sonnabend, aus wertvollen SERO-Dosen geschmiedet haben. Die Dosen wurden extra von dem Lehrlingskollektiv der OGIS-Zeitz in der Schädestraße gesammelt.
Das Papier für das Gesicht unseres Staatsratsvorsitzenden wurde von den Schülern der Wilhelm Pieck Oberschule, den Schülern der Leninoberschule, den Kindern des Kindergartens Bummi und den Rentnern der Volkssolidarität, gesammelt. Wir sind stolz auf Euch und rufen Euch zu: Hurra Hurra Hurra!”.
So, oder ähnlich, blökte es den halben Tag aus den Propagandasäulen.
Meine Eltern blieben diesem Spektakel meistens fern. Ich war durch die Schule verpflichtet, ausgerüstet mit einer kleinen Papierfahne in rot, den vorbeiziehenden Helden der Arbeit, zu huldigen.
Gegen sieben Uhr war Aufstellung und gegen zwölf war der Spuk meistens vorbei. Dann begann die wirkliche Feier des Feiertages. Auf dem Schützenplatz war der Rummel aufgebaut. Die alte Walzerbahn, deren aufgemalte Landschaften Bergidylle nach Heidi vermittelte, war unser Treffpunkt.
Das Fahrgeschäft bestand aus einer Reihe von kleinen, aneinander gehangenen Gondeln, die auf Schienen über eine Berg- und Talstrecke holperten. Zu zeitgemäßer Musik, die nicht immer nach dem Dogma von siebzig Prozent Ostmusik und dreißig Prozent Westmusik gespielt wurde, fuhr die Bahn erst vorwärts bis zur maximalen Geschwindigkeit, bremste dann ab und fuhr nochmals ein paar Runden rückwärts. Die Planken der Bahn waren lose verlegt, machten riesigen Lärm und gaben den Blick nach oben frei, wenn man darunter stand.
Obwohl es nicht erlaubt war, postierten wir uns, nachdem wir am Zuckerwattestand eine Leckerei für fünfzig Pfennige ergattert hatten, genau unter dieser Walzerbahn.
Jeder suchte sich ein “Opfer” und wartete gespannt auf den Fahrtwind, der die Kleider und Miniröcke anlupfte.
Ein wahrer Feiertag für eine Horde zwölf- bis dreizehnjähriger Jungs.
Gegen siebzehn Uhr kamen dann immer meine Eltern und holten mich zum Spaziergang ab, der dann meistens, entweder in der Blockhütte, die unterhalb der neunten und zehnten Oberschule, neben dem Treppenabgang zur Freiligrathstraße lag, oder in eine der zahlreichen Gartenkneipen in Richtung Zeitz-Ost mündete. Bei Bockwurst mit Kartoffelsalat und roter Fassbrause genoss ich die Bilder des Tages nochmals am inneren Auge.
So schön war der erste Mai in meiner Kindheit in Zeitz.
In meiner späteren Jugend tauschte ich dann die alte Walzerbahn, gegen den Schuppen in der Freiligrathstraße und die rote Fasslimo gegen ein blondes Fassbier.

 

Wechselbilder von Zeitz

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