1050 Jahre Zeitz "Der Umzug" mit MEDIENDESIGN Franko Hartig

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Rainer Jahn - Eine Zeitzer Geschichte

Hallo, ich bin Rainer Jahn, der Autor dieser "Zeitzer Geschichten".

Ab sofort wird es hier regelmäßig, spannende, heitere aber auch besinnliche Geschichten rund um die Stadt Zeitz zu lesen geben. Es werden wahre Geschichten dabei sein, aber natürlich auch fiktive, eventuell an die Wahrheit angelehnte Stories.

Zeitzer werden sich schnell zurecht finden. Für Leser, die Zeitz noch nicht besucht haben, wird es leicht sein, die Stadt durch die kleinen Geschichten kennen zu lernen.

Zuerst will ich mich einmal kurz vorstellen.

1966 erblickte ich, wie viele andere auch, in der Entbindungsklinik Zeitz, das Licht der Welt.
1973 schickten mich meine Eltern zur Schule. Ich war erst stolz darauf, endlich in die erste Klasse gehen zu dürfen, doch schnell schwand die Lust und ich hielt meine Einschulung für eine Fehlentscheidung meiner Eltern. Leider wollten die, diese Schulsache nicht zurücknehmen und so mußte ich zehn lange Jahre warten, ehe es vorüber war.

Über meine Ausbildung mußte ich mir kaum Gedanken machen, schließlich war mein Vater Lokomotivführer. "Junge, du lernst bei uns!" höre ich ihn heut noch sagen. Die Skepsis in meinem Blick blieb ihm scheinbar verborgen. Ich wollte doch lieber LKW-Fahrer werden.

Widerspruch
"Das kannst du später immer noch. Lern erstmal was Richtiges."
"Ist LKW-Fahrer etwa nichts Richtiges?" protestierte ich aufmüpfig.
"Du lernst Lokomotiv-Schlosser!

Da hast du erstmal ne solide Basis. Und später kannst du dich auf Lokomotivführer weiter qualifizieren." sagte er und ließ mich allein, ohne sich meine weiteren Gegenargumente anzuhören. Ich hatte da schon einige parat, aber naja. Ich fügte mich also und lernte zwei Jahre den angeordneten Beruf. Schwer und schmutzig. Nicht nachmachen.

Durch etwas Glück oder nennen wir es Sturheit meinerseits, konnte ich mit zarten 18 Lenzen meinen LKW-Führerschein machen. Ich kündigte bei der Bahn und ging zum Autobahnbau. So war ich denen wenigstens nahe, die mich so faszinierten - Fernfahrer. Manche sagen auch Trucker, aber dieses Wort stand 1985 noch auf dem Index. Um richtig an die Helden meiner Kindheit und Jugend heranzukommen reichte das aber nicht aus. So fing ich ein Jahr später im Kraftverkehr Zeitz, in der Schädestraße an. Aufgeregt ging ich zur "Nackten". (zeitzerisch korrekt: "de Nacksche") So nannten meine späteren Kollegen ihr Verwaltungsgebäude in der heutigen Donaliesstraße, wegen der Bronzeplastik einer sich streckenden Frau. Heraus kam ich als neuer Taxifahrer von Zeitz. Das entsprach zwar nicht ganz meinen Vorstellungen, aber es war ein weiterer Schritt zum Ziel. So dachte ich es jedenfalls damals. Bis 1990 blieb ich dann auch im Wolga, dem Standardtaxi der DDR.

Mit Öffnung des "Eisernen Vorhangs" ergriff ich erneut die Initiative und fuhr endlich LKW. National und International. Mein großer Traum wurde war. Allerdings nicht im Kraftverkehr Zeitz, sondern ich mußte in die sprichwörtliche Fremde gehen. So kam es, dass ich die Stadt Zeitz verließ und nach Niederbayern, in die Nähe von Landshut zog, wo ich noch heute lebe.

Mittlerweile fahre ich keinen LKW mehr und verdiene mir mein Brot mit einem "normalen" Job. Die Familie ist dann doch wichtiger, als seinem Fernweh nachzugeben. 

Durch meine Partnerin, die auch da geboren ist wo ich zur Welt kam, wurde ich nun aufmerksam auf diese Seite. Sie engagiert sich sehr eifrig und berichtete mir mit überschwänglicher Begeisterung von allen Aktivitäten. Und so saß sie auch am letzten Sonntag vorm Rechner und erzählte mir, daß sich noch niemand für die "Zeitzer Geschichten" gefunden habe.

Die große Euphorie, das Herzblut und die Ernsthaftigkeit, mit denen hier gearbeitet wird, überzeugten mich um mitzumachen. Außerdem schreibe ich gerne. Ich hoffe ich kann mit meinen Geschichten überzeugen, für Kurzweil sorgen und damit die Homepage noch attraktiver und interessanter machen, als sie jetzt schon ist. 

Viel Spaß bei den kommenden Geschichten wünscht

Rainer Jahn


So schön war der erste Mai in meiner Kindheit.

Es war zu einer Zeit, da herrschte in dem Land tiefster und finsterster Kommunismus. Dieses System erlaubte keine Widersacher und benahm sich gegenüber realistisch denkenden Menschen, wie die heilige Inquisition des Mittelalters. Der Personenkult um die Ideologischen Vorreiter dieser Diktatur kannte weder die Grenzen des Geschmackes, noch war der Machtelite etwas heilig, außer Marx, Engels und Lenin. Diese drei Herrschaften wurden mit Statuen und Bildern, Liedgut und Gedenkfeiern, in Sakraler Verehrung zu Göttern stilisiert.

Einer der höchsten Feiertage dieser “Sekte” war der 1.Mai. Als eigentlicher Tag der Arbeit eingeführt, missbrauchten die DDR-Kommunisten diesen Tag, als ihren Feiertag. In langen Prozessionen unter dem hallenden Ruf aus Lautsprechern die überall aufgestellt wurden, lobhudelte die SED ihren eigenen Reihen. In entsetzlichen Ankündigungen die wie aus einer Zeit zu stammen schienen, die man als die finsterste Deutsche Epoche kennt, marschierten Arbeiter, die man fürs marschieren auch noch bezahlte, denn sonst hätte sich wohl nur eine Hand voll Leute gefunden dieses Premborium mit zumachen, Fahnen schwingend an der so genannten Ehren-Tribüne in der heutigen Schützenstraße vorbei.
“ …und jetzt kommen unsere tapferen Genossen von der Kampfgruppe des Stahlwerkes Roter Stern! Sie leben hoch, sie leben hoch, sie leben hoch!
Zu Ehren des Genossen Erich Honeckers tragen sie sein Bildnis, das sie selbst, in nur einer einzigen Sonderschicht letzten Sonnabend, aus wertvollen SERO-Dosen geschmiedet haben. Die Dosen wurden extra von dem Lehrlingskollektiv der OGIS-Zeitz in der Schädestraße gesammelt.
Das Papier für das Gesicht unseres Staatsratsvorsitzenden wurde von den Schülern der Wilhelm Pieck Oberschule, den Schülern der Leninoberschule, den Kindern des Kindergartens Bummi und den Rentnern der Volkssolidarität, gesammelt. Wir sind stolz auf Euch und rufen Euch zu: Hurra Hurra Hurra!”.
So, oder ähnlich, blökte es den halben Tag aus den Propagandasäulen.
Meine Eltern blieben diesem Spektakel meistens fern. Ich war durch die Schule verpflichtet, ausgerüstet mit einer kleinen Papierfahne in rot, den vorbeiziehenden Helden der Arbeit, zu huldigen.
Gegen sieben Uhr war Aufstellung und gegen zwölf war der Spuk meistens vorbei. Dann begann die wirkliche Feier des Feiertages. Auf dem Schützenplatz war der Rummel aufgebaut. Die alte Walzerbahn, deren aufgemalte Landschaften Bergidylle nach Heidi vermittelte, war unser Treffpunkt.
Das Fahrgeschäft bestand aus einer Reihe von kleinen, aneinander gehangenen Gondeln, die auf Schienen über eine Berg- und Talstrecke holperten. Zu zeitgemäßer Musik, die nicht immer nach dem Dogma von siebzig Prozent Ostmusik und dreißig Prozent Westmusik gespielt wurde, fuhr die Bahn erst vorwärts bis zur maximalen Geschwindigkeit, bremste dann ab und fuhr nochmals ein paar Runden rückwärts. Die Planken der Bahn waren lose verlegt, machten riesigen Lärm und gaben den Blick nach oben frei, wenn man darunter stand.
Obwohl es nicht erlaubt war, postierten wir uns, nachdem wir am Zuckerwattestand eine Leckerei für fünfzig Pfennige ergattert hatten, genau unter dieser Walzerbahn.
Jeder suchte sich ein “Opfer” und wartete gespannt auf den Fahrtwind, der die Kleider und Miniröcke anlupfte.
Ein wahrer Feiertag für eine Horde zwölf- bis dreizehnjähriger Jungs.
Gegen siebzehn Uhr kamen dann immer meine Eltern und holten mich zum Spaziergang ab, der dann meistens, entweder in der Blockhütte, die unterhalb der neunten und zehnten Oberschule, neben dem Treppenabgang zur Freiligrathstraße lag, oder in eine der zahlreichen Gartenkneipen in Richtung Zeitz-Ost mündete. Bei Bockwurst mit Kartoffelsalat und roter Fassbrause genoss ich die Bilder des Tages nochmals am inneren Auge.
So schön war der erste Mai in meiner Kindheit in Zeitz.
In meiner späteren Jugend tauschte ich dann die alte Walzerbahn, gegen den Schuppen in der Freiligrathstraße und die rote Fasslimo gegen ein blondes Fassbier.

 

Wechselbilder von Zeitz

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