1050 Jahre Zeitz "Der Umzug" mit MEDIENDESIGN Franko Hartig

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Alfred Fäßler
"Das alte St. Nicolai"

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Das alte St. Nicolai

An der Zeitzer Post vorbei
War rechts am Berg St. Nicolai.
Da gab’s früher kühles Bier,
Für paar Pfennig trank man’s hier.

Wo der alte Schankwirt schafft’,
Und serviert’ den Gerstensaft
In der Kneip’ für jedermann.
Denn dort schrieb man auch mal an.

Viele Kehlen labten dort
Sich an fröhlich, feuchtem Ort.
Und sie tranken nach Begehr
Oder bis die Börse leer.

War gestillt der erste Durst,
Aß man Sülze oder Wurst.
Für ’ne Mark, gab’s die Portion
Aus der eignen Produktion.

Dann trank man bis Mitternacht,
Bis der Wochenlohn verbracht.
Jeder zechte hier so gern
Denn der Zahltag war nicht fern.

Noch paar Helle und ein Korn,
Schließlich stießen sie ins Horn.
Endlich brach der Letzte auf.
Meist mußt’ man den Berg noch rauf.

Und zu Hause unterm Dach
Gab es oft dann Wochenkrach.
Denn wer oft dem Trunk verfällt,
Zahlt der Frau kein Wirtschaftsgeld.

Und zehn Gören schrie’n nach Brot,
Familiäre Hungersnot.
Das war ziemlich ungerecht,
Wenn der Kerl das Geld verzecht’.

So bekam der Trunkenbold
Von dem Weib, das mächtig grollt’,
Ehe dieser ganz verderbt,
Ordentlich das Fell gegerbt.

Alfred Fäßler
"Der Finkgräfe-Brunnen"

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Der Finkgräfe-Brunnen

Am Altmarkt einst ein Brunnen stand,
Geformt von Juckoffs Künstlerhand,
So hieß der Spezialist.
Er stand nur einundvierzig Jahr’,
Von Finkgräfe die Spende war,
Ein Kaufmann und Drogist.

Der Brunnen einen Engel hatt’,
Den Schutzpatron der alten Stadt,
St. Michael genannt.
Er stand auf einem Baldachin,
Und vier Gestalten trugen ihn,
Als Tugenden bekannt.

Die erste, die zu jener Zeit
Dort stand, war die Barmherzigkeit,
Zu helfen in der Not.
Da wo das Elend überhand
Genommen hatt’ in Stadt und Land,
Und Krankheit herrscht’ und Tod.

Die zweite, die in dem Quartett
Uns heut noch viel zu sagen hätt’,
Man nennt sie Mäßigkeit.
Wo manches aus dem Ruder lief,
Da galt sie einst als Korrektiv,
So man dazu bereit.

Die dritte Dame dort aus Stein,
Versagt sich hart mit ihrem Sein
Der Lüge vehement.
Dort wo man gern falsch Zeugnis spricht,
Bringt sie mit lautrem Wort ans Licht,
Das, was sich Wahrheit nennt.

Die letzte Frau der edlen Vier,
Gerechtigkeit war ihr Panier,
Die Waage in der Hand,
An ihrer Seite stolz das Schwert,
Damit das Unrecht abgewehrt,
Zu schützen heilig Band.

Vier Köpfe aus dem Hintergrund,
Sie spieen Wasser aus dem Mund,
Geprägt mit viel Talent.
Der Künstler hat sie dort versteckt,
Und mancher hat sie kaum entdeckt
Am Brunnenornament.

Temperamente man sie nennt,
Den Schreihals und den Trägen kennt
Wohl jeder, das sind zwei.
Der Dritte der schaut fröhlich drein,
Der vierte will stets traurig sein,
So sei es, wie es sei.

Und als der Krieg fraß die Nation,
Soldaten brauchten Munition
Und diese gab es schwer.
So gab man plötzlich den Befehl,
Des Brunnens Haupt, samt Michael
Zu schmelzen für das Heer.

Das Bauwerk war nun ruiniert,
Doch hat man’s niemals repariert.
Sein Urteil war gefällt.
Die Tugenden aus Muschelstein
Zogen im Rathausgarten ein
Und da zur Schau gestellt.

Dort stahl man sie in einer Nacht,
Man hat sie heimlich fort gebracht,
Ihr Schicksal ist obskur.
Und was davon geblieben ist?
Es stehn bis heute still und trist
Verwaiste Sockel nur.

Am Altmarkt einst ein Brunnen stand,
Dann zog ein neuer Geist ins Land,
Der seinen Tod befahl.
Ein neues Denkmal ward gebaut
Und wieder hat das Volk vertraut,
Doch war’s dem Geist egal.

Alfred Fäßler
"Auf dem Rummelplatz"

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Auf dem Rummelplatz

An einem Sonntag, wunderschön,
Schlenders, woll’n zum Rummel gehn.
Denn wie jedes Jahr im Mai
Sind sie bei dem Fest dabei.

Vater, Mutter und klein Spatz
Streben Richtung Rummelplatz.
Links rum, rechts rum, durch die Stadt,
Schon seh’n sie das Riesenrad.

Oh wie duftet es gar fein,
Nach so vielen Leckerei’n.
Nackensteak und Rostbratwurst,
Oettler’s Bier gibt’s für den Durst.

Endlich etwas für den Bauch,
Hunger haben sie doch auch.
„Drei mal Roster, bitt’ schön hier.“
Vater Schlender trinkt ein Bier.

Mutter trinkt dann auch noch eins,
Nur der Kleine darf noch keins.
Der kriegt Brause, rot vom Faß,
Ach wie macht das Rummeln Spaß.

Herrlich schmeckt das Himbeereis,
Was wohl jeder Zeitzer weiß.
Für paar Groschen gibt es schon
Eine größere Portion.

Alle drei sind ganz beseelt,
Irgend etwas jedoch fehlt.
Zuckerwatte bringt den Tüpfel,
Auf zum Kulinariergipfel.

Dann kauft Vater gleich zehn Lose.
Spendabel heut ist seine Hose.
„Alles Nieten, schaut nur her,
Heut gibt’s keinen Teddybär.“

Nach der Pleite zieh’n sie weiter,
Klein Spatz wird jetzt Ponyreiter.
Doch das Pferdchen will nicht geh’n,
Es bleibt immer, wieder steh’n.

Darum wechseln sie ganz schnell
Zu dem Kettenkarussell.
Wie im Flug vergeht die Zeit,
Doch der Abend ist noch weit.

Schlendrian will Blumen schießen
Und danach den Sieg begießen.
Doch kein Röhrchen springt entzwei,
Alle Schüsse schräg vorbei.

Endlich geht’s zum Riesenrad,
Diese Fahrt wird delikat.
Mal den Platz von oben seh’n.
Schaut wie ist die Aussicht schön!

Unten gibt’s ne Keilerei.
Elfmeter-Harry ist dabei.
Die Polizei kommt schnell, zack, zack
Und führt Burschen ab, klick, klack.

Dann ist die Berg- und Talbahn dran,
Für Vater, Mutter und klein Mann.
Oh, wie da die Pärchen knutschen,
Spatz, der muß am Daumen lutschen.

Nach der Fahrt geht’s nicht nach Hause.
Vater holt noch Bier und Brause,
Auch ’ne Bockwurst noch dazu.
Endlich gibt der Magen Ruh.

Und dann siegt der helle Wahn,
Jetzt woll’n sie auf die Achterbahn.
Wie man da ganz schnell so sause,
Auch mit Bockwurst, Bier und Brause.

Als der Wagen fährt herauf,
Nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Langsam nun das Lächeln schwindet,
Weil der Magen sich verwindet.

Und dann saust man schon ins Tal,
Mit Karacho, welche Qual.
Das schlägt tüchtig auf ’s Gemüte,
Mutter sucht ’ne Plastiktüte.

Und eh der Wagen unten noch,
Steigt just des Magens Inhalt hoch.
Man wird vorübergehend blind.
Es herrscht ein starker Gegenwind.

Nach dieser Reise taumelt man,
Ganz todbleich von der Achterbahn.
Es geht den Dreien gar nicht wohl.
Klein Spatz, der hat die Hosen voll.

Schnell nach Haus, welch ein Malheur,
Der Magen und die Börse leer.
Egal, es war doch wunderbar,
Geschlendert wird auch nächstes Jahr.

Alfred Fäßler
"Im Sommerbad"

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Im Sommerbad

Wenn im Schatten dreißig Grad,
Geht’s ins Zeitzer Sommerbad.
Nur ’n Groschen zahlt ein Kind,
Noch die Preise freundlich sind.
Die Erwachsnen zahlen zwei.
Für ganz Kleine ist es frei.

Und dann geht es auch schon los,
Denn das Wetter ist famos.
Plitsch und platsch ins kühle Naß,
Ja, das macht den Kindern Spaß.
Schwups, schon sind die Kleinen drin,
In dem flachen Chlor-Bassin.

In dem Becken ist nicht nur
ständig klares Wasser pur.
Denn durch dieses watscheln froh,
Alle die vom Männerklo
Sich berieselt Fuß und Bein,
Doch Hygiene, die muß sein!

Was man trinkt wird, wie gehabt,
Heimlich still im Bad verklappt.
Doch passiert’s, von Zeit zu Zeit,
Daß ein Schluck der Köstlichkeit,
Was man überhaupt nicht braucht,
In den Mund kommt, wenn man taucht.

„Bitte eine Wurst im Brötchen.“
Dann streckt Beul ganz brav sein Pfötchen,
Um zu löhnen den Verzehr.
Wie sie lacht, die Wurst die braune,
Sorgt doch gleich für gute Laune
Und vielleicht ein bisschen mehr.

Eine kleine Attraktion,
Die begehrt seit Jahren schon,
Ist der Sprung aus großer Höh
Vom Zehnmeter-Turm, oh weh!
Wer das tut, hat großen Mut.
Manchem friert dabei das Blut.

Baden foppt den Magen sehr,
Etwas braucht er zum Verzehr.
Für drei Groschen gibts ganz frisch,
Brötchen mit ’nem sauren Fisch.
Dazu Brause aus dem Faß,
Ausgeschenkt im Henkelglas.

Halbstark trinkt man schon mal Bier,
Was verboten lockt die Gier.
Und sie qualmen „Jubilar“,
Tun es hier ganz offenbar,
Was der Ordnung widerspricht,
Denn mit dreizehn raucht man nicht.

Dazu plärrt dann irgendwo
Laut ein Kofferradio.
Auf der kurzen Welle Band,
Schallt Musik aus Westdeutschland.
Hitparade um Halbdrei,
Und die Stones sind auch dabei.

All das weckt die jungen Triebe
Und es regt sich erste Liebe.
Nur gewinnt, der auch was wagt:
Knutschen ist dann angesagt!
Zärtlichkeit auf grünem Gras.
Sommerliebe, die macht Spaß.

Was sich liebt, sich auch bald neckt:
Zwei die haben sich versteckt,
Unter einer Decke gar,
Man sieht nur noch Fuß und Haar.
Doch verhüllte Poesie
Weckt skurrile Phantasie.

Nebenan zwei Alte steh’n
Mürrisch in die Runde seh’n,
Und von jedem Liebespaar,
Murmeln sie nur Böses gar.
„Schamlos ist die Jugend heut’,
Ganz verkommen diese Zeit!“

Nur die Amseln zwitschern fein
Langsam schon den Abend ein.
Es wird Zeit, bald geht’s nach Haus
Denn um Sechs muß man hier raus.
Doch am nächsten Tag wenn’s schön,
Wird man wieder Baden geh’n.

Alfred Fäßler
"Der Doppelstock-Bus"

doppelstockbus

Der Doppelstockbus

Es fuhr einmal ein Omnibus
Vom Bahnhof hoch zur Stadt.
Man nannte ihn auch Doppelstock,
Weil er zwei Stockwerk hatt’.

Sein Herz war ein H6 Motor,
Der hatte sehr viel Kraft.
Drum fuhr er auch beim Kraftverkehr,
Hat jede Last geschafft.

Nur einmal kam er übervoll
Von Tröglitz aus dem Werk.
Da waren zu viel Leute drin,
Er schaffte nicht den Berg.

Doch plötzlich ging die Falttür zu,
Da fuhr der Hund allein.

Zwei Doppelstöcker trafen sich,
Der eine klagte sehr:
„Ich fahr’ nur in der Stadt herum
Und heiße Stadtverkehr.“

Der zweite drauf: „So heiß’ ich auch,
Doch damit ist bald Schluß.
Drum halt die Klappe und sei still,
Seit wann spricht denn ein Bus?“

Da rollten sie nach Schrottersdorf,
Und hatten nicht viel Glück.
Es hat sie keiner mehr geseh’n,
Sie kam’n nie mehr zurück.

Alfred Fäßler
"Auf dem Wochenmarkt"

auf dem wochenmarkt

Auf dem Wochenmarkt

Ach, wie schön war’n doch die Zeiten,
Als man noch von allen Seiten,
früh zum Zeitzer Neumarkt kam.
Wo die Händler mit den Buden
Freudig Leut’ zum Einkauf luden,
Feil bot man so manchen Kram.

Berta Beul und Bernd ihr Gatte,
Sie ist klein, doch er ’ne Latte
Und mit Schuh’n zwei Meter zehn.
Heute wollen sie nicht streiten,
Sondern mal zum Markte schreiten
Und ein bisschen Bummeln geh’n.

Drum an einem schönen Morgen,
Zieh’n die Beul’s ganz ohne Sorgen
Hin zum Platze in die Stadt.
Sie woll’n Harzer Käse kaufen,
Den aus Reuden, der kann laufen,
Wenn er schon die Reife hat.

Wie sie grade dreh’n die Runde,
Hungert’s Bernd zur elften Stunde.
Schon kann er die Bude seh’n,
Wo man Bockwurst auf die Schnelle,
So ganz prall, mit dunkler Pelle,
Für acht Groschen kann ersteh’n.

„Bitte eine Wurst im Brötchen.“
Dann streckt Beul ganz brav sein Pfötchen,
Um zu löhnen den Verzehr.
Wie sie lacht, die Wurst die braune,
Sorgt doch gleich für gute Laune
Und vielleicht ein bisschen mehr.

Weil der Hunger jetzt am größten,
Und des Gaumens Lust am höchsten,
Beißt Bernd zu, ganz infantil.
Doch sie spritzt, die Wurst, die heiße,
Trifft auf Bertas Kleid, das weiße
Und bemustert ihr Textil.

Ganz benommen steht die Arme
Schimpfend auf die Wurst im Darme,
Voll des Grams auf ihren Mann.
So scheint der Familienfrieden
An dem schönen Tag hienieden,
Wo er doch so froh begann.

Und nach dem Zwist mit Mann und Wurst
Verspürt Frau Beul sehr großen Durst,
Muß frönen den Pläsieren.
Um zu vergessen schnell ihr Leid,
Kauft sie zur wärmsten Mittagszeit
Eines von Oettler’s Bieren.

Schnell öffnet sie’s mit forschem Drang
Und zischend, flippig hellem Klang.
Das Bier schießt mit Getose.
Denn aus der Flasche prallem Bauch
Spritzt dieses wie ein Gartenschlauch
Auf Beules helle Hose.

Vom Hosenschlitz, hinab das Bein
Zeigt wie ein Rinnsal sich die Pein
Mit dunkelnassem Flecke.
Auch kommt er hier so schnell nicht fort
Zu einem wohl geschützten Ort,
Wo er sich flugs verstecke.

Seht die Leut’ nur, wie sie gaffen,
Wie im Zoo die lüstern Affen.
Ihr Urteil klingt vermessen:
„Die können nicht mal Wurst verzehr’n
Und unfallfrei ’ne Pulle leer’n
Ohne sich zu benässen.“

Doch ein Schelm wer Böses denket,
Weil das Schicksal anders lenket,
Als die Leute meinen hier.
Glück und Pech schafft neue Bande,
D’rum bestell’n die Beul’s am Stande:
„Noch zwei Bockwurst und zwei Bier.“

Alfred Fäßler
"In der Freiheit"

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In dem Jahre neun-sechs-sieben
Ward am zwanzigsten April
Eine Urkunde geschrieben,
Zu Ravenna, im Konzil.

Nun nach tausend vollen Jahren
Wurde diesem Tag gedacht,
Zum Millennium aufgefahren,
Was man einst in Zeitz gemacht.

Und so hatt’ man in der „Freiheit“,
Mitten in der alten Stadt,
Die Historie nachempfunden,
Die es einst gegeben hat.

Zu Beginn, an einer Ecke
Stand die Meta und trank Wein.
Das tat sie seit hundert Jahren
Und sie ließ es nimmer sein.

Etwas weiter war ein Brunnen
Auf dem kleinen, freien Platz.
Was da lag auf seinem Grunde,
War gewiß kein edler Schatz.

Nein, es waren nur paar Groschen,
Die die Leut’ dort warfen rein.
Doch die Kinder sie sich holten
In der Nacht, bei Mondes Schein.

Plötzlich kamt auf einem Dache
Wandelnd einer angeschwebt,
Und er meint’, er sei der Weber,
Der des Nachts die Träume webt.

Einer seines Namens Falstaff
Drehte seine Orgel fein,
Und entlockte diesem Kasten
Manch bekannte Melodei’n.

Kurt der alte Schmied, er wartet’,
Daß der Hammer nieder fahr.
Doch er schrie aus Leibeskräften
Weil sein Daumen drunter war.

Auch ein Storch mit vielen Babys,
Die noch zu vergeben sind,
Klappernd warnt’ er die Verliebten
„Wer viel küßt, bekommt ein Kind.“

Seht, der alte Bäckermeister
In der Nische hatt’ es schwer,
Denn sein Korb mit feinen Brezeln
War am Morgen wieder leer.

Dafür sorgten freche Buben,
Denn sie mopsten, weil ein Mann
Sich als ausgestopfte Puppe
Ihrer nicht erwehren kann.

Etwas weiter saß ’ne Alte,
Die sagt’, was die Zukunft bringt.
Doch von achtundsiebzig Karten
War die Hälfte wohl gezinkt.

Ganz am Ende stand der Stieglitz,
Kippenstecher auch genannt.
Der zog alles durch die Lunge,
Was er so am Wege fand.

Und zur großen Schlußparade
Gab’s ein kühles Wasserbad.
Tankautos es fein versprühten,
Denn es war’n gut dreißig Grad.

So gedenk ich diesem Feste,
Still in der Erinnerung,
Und behalte stets das Beste,
Das macht meine Seele jung.


Alfred Fäßler
"Das Engelsmosaik"

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Das Engelmosaik

Dort auf dem alten Markt in Zeitz
War früher ein besondrer Reiz.
Da lag ein Engelmosaik.
Gern denk ich an die Zeit zurück,
Als Kreisel tanzten auf dem Engel,
Und ebenso manch Maid und Bengel
Mit Reifen, Roller oder Ball,
Oder mit Fangspiel, ganz egal.
Gar viele Leut’ auf Schusters Rappen,
Sie gingen auf dem Zeitzer Wappen.
Ganz abgeseh’n von den Paraden,
Soldaten es mit Stiefeln traten.
Doch hat es alles überdauert;
Auch hat es keiner zugemauert,
Weil es als Standbild überlebt;
Der Siegesengel sich erhebt,
Um über seine Stadt zu wachen.
Der stolze Held besiegt den Drachen
Mit Schwert, Schild, Kreuz und reiner Seel’,
Der Erzengel St. Michael.

Alfred Fäßler
"Mit der Drahtseilbahn"

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Als die Drahtseilbahn noch fuhr
Von der großen Homberg-Uhr,
Bis zur „Sonne“ und zurück;
War’s für viele oft ein Glück.

Doch wenn dies zu schnell beginnt,
Manchmal es behänd zerrinnt.
Denn vor Pech ist nichts gefeit,
Auch nicht in der Frühlingszeit.

Als verreist’ Max mit Ottilie
Nebst klein Erna, in Familie,
Auf das Land, zur Tante Zeh,
Mit dem Zug nach Meineweh.

Darum geht es ganz geschwind,
Rausgeputzt sind Mann und Kind.
Auch Ottilie ist bereit
Und schlüpft in ihr neues Kleid. 

Schnell läuft man dann zur Station,
Wo die Seilbahn wartet schon.
Auch wenn’s in der Seite sticht,
Doch zu spät komm’, darf man nicht.

Von der „Sonne“ bis zum Zug
Ist es auch noch weit genug.
Darum ein paar Kräfte spar’n
Und mal mit der Seilbahn fahr’n.

Da geht es auch schon bergab,
Denn die Zeit wird langsam knapp.
Vöglein zwitschern Tirila;
Bald ist auch der Sommer da.

Nur zehn Pfennig kost’ die Reise,
Ach, sind das noch gute Preise.
Alle Sorge ist heut’ weg,
Gute Laune im Gepäck.

Links und rechts paar Leute nur
Schau’n bergab in die Natur.
Auch ein Pferd, so schwarz wie Ruß
Mit nach unten fahren muß.

Voll der Wagen, schaukelnd schwer,
Samt des Tierchens wackelt sehr.
Frauchen rückt zu ihrem Mann,
Doch der Gaul kommt näher ran.

Und aus seinem Hintertor
Kriecht ein strenger Duft hervor.
Der Ottilie wird ganz bang,
Ruhig Sitzen wird zum Zwang.

Denn ihr Kleid, das schöne weiße,
Wäre dann voll Pferdesch …
Doch sie findet kaum Gehör,
Da passiert schon das Malheur,

Als das Tier drückt ohn’ Verdruß.
Und es fällt, was fallen muß,
Auf das Kleid, der ganze Mist
Drum die Fahrt zu Ende ist.

So entzaubert sich das Glück
Als ein schlimmes Mißgeschick.
Mit der Freude ist’s jetzt aus
Und es geht zurück nach Haus.

Eh die Bahn nun fährt hinauf
Rollt ein neues Fuhrwerk drauf.
Das ist für die Frau zu viel.
Sie erklimmt zu Fuß ihr Ziel.

Diese Seilbahn gibt’s nicht mehr,
Auch die „Sonne“ steht jetzt leer.
Und das Pferd, oh welche Not,
Ist inzwischen auch schon tot.

Alfred Fäßler
"Über die Dreierbrücke"

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Erna Fahrig und Sohn Kalle
Woll’n heut’ mit der Bahn nach Halle.
Just sie eil’n, die Zeit ist knapp,
Mit viel Gepäck den Berg hinab.

Und ohne Rast noch ohne Ruh
Streben sie dem Bahnhof zu.
Schnell noch durch die Elsterau’n,
Schon kann man die Brücke schau’n.

Als Dreierbrücke wohl bekannt,
Weil früher hier ein Zöllner stand.
Gar keiner ging ihm durch die Lappen,
Drei Pfennig mußt' man erst berappen.

Doch heute geht es ganz geschwind
Und mit ein bisschen Rückenwind
Hat man die Brücke schnell passiert,
Weil niemand mehr dafür kassiert.

Da kündet schon die Bahnhofsuhr:
Bis Abfahrt zehn Minuten nur.
Bald hebt der Schaffner seinen Stab.
Dann fährt der Zug auch pünktlich ab.

Doch plötzlich schickt der Augenblick
Frau Fahrig schier ein Mißgeschick.
Ihr Absatz klemmt in einer Lücke
Zwischen zwei Brettern auf der Brücke.

Nun steckt der schöne Schuh mit Schnalle
In dieser hölzern Brückenfalle.
Wie sie auch ruckeln und auch rackeln,
Es hilft kein ziehen und kein wackeln.

Die Zeit vergeht, die Uhr voran,
In Kürze fährt die Eisenbahn.
Da faßt bei allem Überdruß
Frau Fahrig folgenden Entschluß:

Mit einem Knick trennt sie im Nu
Den Absatz vom verklemmten Schuh.
Dann schnell zur Bahnhofshalle laufen,
Um einen Fahrschein noch zu kaufen.

Und zwanzig Stufen hoch zum Gleise.
Mit gar viel Hast beginnt die Reise.
Der Schaffner pfeift und hebt die Kelle,
Der Zug bewegt sich von der Stelle.

Zwar ohne Absatz, doch mit Schnalle
Fährt Erna mit dem Schuh nach Halle.
Vergessen will sie grad die Pein
Da stellt sich eine neue ein.

Es kommt doch prompt der Kontrolleur
Und mit ihm auch schon das Malheur.
Mit ernstem Blick, nach Schaffners Art:
„Die Karte gilt nicht für die Fahrt.

Da haben Sie jetzt ein Problem.
Nach Halle soll die Reise geh’n?
Da sind Sie falsch, hab’n Sie noch Geld?
Das ist der Zug nach Osterfeld.“

Man kann sich seine Nerven stärken,
Und diesen Rat sich willig merken:
„Wenn Du willst eine Reise machen,
Nimm Dir viel Zeit und wenig Sachen.“

Alfred Fäßler
"Von der Heimatstadt"

von der heimatstadt zz

Ich träum dich in Geschichten,
In Bildern und im Wort.
Nur du verstehst mein Klagen,
Bin schon so lange fort.

Ich träum von alten Bäumen,
Genieß der Linden Duft,
Die in des Sommers Wärme
Veredeln mir die Luft.

Ich träum von stillen Straßen,
Von Parks mit sattem Grün.
Mag weilen an manch Orten,
Wo zarte Blumen blüh’n.

Ich träum von lieben Freunden,
Mit denen ich so oft
Gelacht, geweint, gestritten
Und auf das Glück gehofft.


Ich träum von mancher Liebe,
Die zärtlich mich berührt’,
Und die mit heißen Küssen
Charmant mein Herz verführt.

Ich träum in meiner Sehnsucht
Von der Vergangenheit,
Von all dem bunten Leben,
Aus meiner frühen Zeit.

Auch gern gelesen, Alfred Fäßler - Der Junge aus der Kalkstraße 25. Es ist zu erhalten an den bekannten Verkaufsstellen.

Wechselbilder von Zeitz